ATELIER



Die Bearbeitung von Glas erfordert - wie schon seine Herstellung durch das Erschmelzen von Quarzsand, Soda und Kalk - die enorme Zufuhr von Energie.

Mein allerwichtigstes Arbeitsgerät ist daher diese Flamme - betrieben durch Propangas unter geregelter Zufuhr von Sauerstoff - nur damit erreiche ich die erforderliche Arbeitstemperatur von bis zu 1400 Grad Celsius.



Glas erlaubt während des Arbeitsablaufes kein Innehalten und keinen Stillstand - mit der linken Hand halte ich den Stahldorn mit der zähen Glasmasse in ständiger Drehung - mit der rechten Hand wird das jeweilig benötigte Farbglas oder die vorbereiteten gedrehten Glasstäbe zugeführt.Bei einer Glasperle mit sehr komplexem Aufbau kann dieser gesamte Prozess bis zu drei Stunden beanspruchen.



Natürlich ist jeder Handwerker, jeder Gestalter zu Beginn seines Schaffens darauf angewiesen, was der Markt an Werkzeugen bereithält, was gängig ist und womit üblicherweise in dem jeweiligen Metier gearbeitet wird.

Mit den Jahren und der Erfahrung verändert sich jedoch fast unmerklich der Anspruch an das Material und die Gerätschaften - heute arbeite ich beinahe ausschliesslich mit selbst angefertigten Werkzeugen.



Das für einige Glasobjekte verwendete Emaille-Pulver sowie feinstes Glasgranulat steht während der Arbeit am Brenner in kleinen Schalen vor mir griffbereit - diese Schalen habe ich speziell für meine Erfordernisse aus 1,5 Millimeter starker Bronze geschmiedet.



Im Lauf der Jahre versammeln sich am Arbeitsplatz auch Dinge, die streng genommen garnichts mit der eigentlichen Arbeit zu tun haben.

Dennoch kommt all diesen Artefakten ihre grosse Bedeutung zu, sie sind wichtige Begleiter des handwerklichen Prozesses, Reminiszenzen an die Wege der Planung eines Objekts, sie fokussieren die Gedanken, während die Hände das flüssige Glas drehen.



Die Arbeitstemperatur wird durch Sauerstoffzufuhr am Brenner reguliert und liegt in etwa

zwischen 1200 und 1400 Grad Celsius



Ganz unerlässlich ist das Tragen einer speziellen Schutzbrille aus "Didymium-Glas".

Nicht alleine eventuell absplitternde Glaspartikel würden sonst die Augen gefährden, auch die in der Flamme entstehenden verschiedenen Wellenlängen des Spektrums könnten die ungeschützte Netzhaut des Auges schwer schädigen.





Wenige Schritte vor der Haustüre beginnt schon der Lebensraum beinahe unzähliger heimischer Tiere und Pflanzen - so finden sich stets fast spielerisch meine Glasobjekte mit der umgebenden Natur zusammen.


Die fotografische Arbeit schliesst sich recht unmittelbar der Glasarbeit an, damit rundet sich meine Idee und Konzeption zu einem gestalterischen Ganzen.

Meist findet die Fotografie in den jeweiligen Lebensräumen und Biotopen der heimischen Tiere statt - oberstes Gebot ist mir hierbei der sorgfältige und respektvolle Umgang mit jeglicher Kreatur - weder dem Wesen noch seiner für ihn lebenswichtigen Umgebung darf auch nur der geringste Schaden zugefügt werden.

Eine ganz besondere Affinität empfinde ich zu Reptilien, Echsen und Amphibien.

Waren doch gerade die Amphibien, deren Nachfahren bescheiden und verborgen noch in unserer Umgebung leben vor vielen Millionen Jahren die Könige des noch jungen Planeten Erde.




Wenn es bei der Fotoarbeit nicht zu umgehen ist, dass sich ein kleines Tier für wenige Meter von seinem angestammten Platz entfernen muss - wie hier zum Beispiel dieser Feuersalamander - dann geschieht dies äusserst umsichtig - und gleich nach der Aufnahme wird er sorgsam wieder punktgenau am Ort seines Lebensmittelpunktes abgesetzt.




Man könnte beinahe annehmen, ein Tröpfchen Honig oder einige Krümelchen Zucker seien der Grund für das geduldige Verweilen sehr vieler Insekten während der Arbeit mit der Kamera.

Dem ist jedoch nicht so - auch nach vielen Jahren staune ich immer wieder, wie gerade diese Wesen anscheinend ein grosses Interesse an der spiegelnden gläsernen Kugel finden.

Was sie darin sehen oder zu sehen glauben wird niemals ein Mensch wissen - von Bedeutung ist mir ganz persönlich dabei ganz einfach die berührende Begegnung eines Lebewesens mit einem Gegenstand, der von weit ausserhalb seiner kleinen Welt stammt.





Aus Feuer und Glut wurde vor Milliarden von Jahren unser Planet Erde geboren.

Und in einer unendlichen Verkleinerung dieses gewaltigen Prozesses ist es meine Leidenschaft, im Feuer neue Mikrowelten zu schaffen.

Mit dem Gedanken, einige meiner Objekt mögen zumindest für Jahrtausende an einem geschützten Ort überdauern - und einem Menschen der fernen Zukunft Zeugnis ablegen meiner Existenz und meines Tuns auf diesem Erdenrund.